Wer mich kennt, weiß, dass ich mich für eine stärkere Flexibilität von Arbeitsplätzen einsetze. Ich bin auch ein Freund der Möglichkeit, vom Homeoffice aus zu arbeiten. Zumindest teilweise. Säße ich nur in den eigenen vier Wänden, würde mir der soziale Kontakt zu Kollegen fehlen. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil bringt jetzt eine gesetzliche Regelung ins Spiel. Ein Recht auf Homeoffice.
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Ein gesetzlich verankertes Recht auf Homeoffice?
Kaum dass sich Unternehmen aller Art krisenbedingt in der neuen Situation zurechtgefunden haben, kommt die Politik in Person des Bundesarbeitsministers mit einer gesetzlichen Regelung um die Ecke. Es solle ein generelles Recht auf Homeoffice geben. Für alle, deren Jobs es zuließen. Die Idee ist nicht ganz neu. Hubertus Heil hat diesen Vorschlag schon zu früheren Zeiten gebracht. Neu hingegen ist, dass er die Corona-Krise dafür nutzt, dies erneut auf den Tisch zu bringen.
Ein Gesetz über ein Recht auf Homeoffice ist nicht sinnvoll!
Die Bemerkung muss erlaubt sein, denn die zu erwartende Diskussion um Fragen wie “Welcher Job lässt denn Homeoffice zu?” etc. und die anschließende Kompromiss-Findung birgt die Gefahr in sich, ein Gesetzes-Monster zu schaffen, dass nicht durchschaubar ist und dafür sorgen könnte, dass sogar weniger Menschen, als bisher ihre Arbeit zumindest teilweise von zu Hause aus erledigen können.
Eines ist sicher: Alle Unternehmen und Organisationen sind von der Corona-Krise betroffen und mussten zwangsläufig Maßnahmen zum Schutz ihrer Mitarbeiter ergreifen. Wo immer irgendwie machbar wurden Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Auch Unternehmen, bei denen zuvor nicht an eine Homeoffice Lösung gedacht wurde, oder die dem sogar ablehnend gegenüberstanden, mussten handeln.
In der Zwischenzeit dürfte jedem Unternehmer oder Manager aufgegangen sein, dass ein bisschen mehr Freiheit auch mehr Eigeninitiative und -Verantwortung mit sich bringt. Viele Mitarbeiter blühen geradezu auf. Nach der Krise wird es ohnehin schwer sein, diese neuen Freiheiten wieder zu streichen. „Management-by-walking-around“ hat ausgedient und auch der Satz „Homeoffice geht bei uns nicht“ kann nicht mehr gelten. Auch ohne Gesetz. Ein Gesetz wird eher für eine ablehnende Haltung sorgen. Die Frage "Welcher Job ist geeignet?", wird dazu führen, dass die Mehrzahl Jobs für ungeeignet erklärt werden.
Anstatt das zarte Pflänzchen zu pflegen und gedeihen zu lassen, packt die Politik schwere Geschütze aus und überrollt alles wieder.
Wir brauchen eher Regelungen für flexibleres Arbeiten!
Was wirklich benötigt wird, sind Regelungen für flexiblere Arbeitszeiten. Keine Große Gesetzeskeule, sondern eher Leitplanken.
Die Vorteile sowohl für Unternehmen wie auch deren Mitarbeiter liegen auf der Hand. Arbeitsplätze werden dadurch attraktiver, wenn die Zeiten flexibler gestaltet werden können. Man braucht z.B. keinen Urlaubstag einzusetzen, wenn mal ein Handwerker-Termin ansteht, oder wenn die KiTa geschlossen ist. Gerade junge Eltern wissen das zu schätzen. Das bedeutet keineswegs, dass Homeoffice und Remote Work damit das herkömmliche Büro ersetzen. Es gibt durchaus auch zahlreiche Menschen, die von zu Hause gar nicht gern arbeiten. Es geht hier lediglich um die Möglichkeit.
Die Krise wird irgendwann zu Ende sein, das Ringen um qualifizierte Arbeitskräfte weitergehen. Vor allem auch in Unternehmen mit Standort-Nachteilen.