Fehlende Anforderungen: Dinge, die häufig übersehen werden!
Als Senior Project Consultant habe ich zahlreiche Projekte begleitet und dabei gelernt, dass es häufig nicht nur die offensichtlichen Anforderungen sind, die ein Projekt ins Stolpern bringen. Vielmehr sind es die vermeintlich kleineren, oft übersehenen Anforderungen, die große Auswirkungen auf den Projekterfolg haben können. Diese "unsichtbaren" oder "stillen" Anforderungen können am Anfang eines Projekts leicht vernachlässigt werden, obwohl sie im Laufe der Zeit einen signifikanten Einfluss auf Zeitpläne, Budgets und die Qualität der Ergebnisse haben. In diesem Blogpost werde ich einige der häufig übersehenen Anforderungen beleuchten und aufzeigen, wie sie erfolgreich in die Projektplanung und -durchführung integriert werden können.
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1. Stakeholder-Management: Die unterschätzte Kraft
Ein gut durchdachtes Stakeholder-Management ist das Rückgrat jedes Projekts. Obwohl oft ein Stakeholder-Register erstellt wird, werden die Interessen und Einflussnahmen bestimmter Gruppen zu wenig beachtet. Zu oft wird angenommen, dass Stakeholder nur die oberen Führungsebenen oder die unmittelbaren Projektbeteiligten sind. Dabei gibt es viele andere Gruppen, wie operative Mitarbeitende oder externe Dienstleister, deren Erwartungen und Anforderungen gleichermaßen in die Projektplanung einfließen sollten.
Warum wird es übersehen?
Projektleiter konzentrieren sich häufig auf messbare Anforderungen wie technische Spezifikationen, Zeitpläne und Budgets. Die „weichen“ Faktoren wie persönliche Interessen, politische Spannungen oder kulturelle Unterschiede zwischen Stakeholdern geraten oft in den Hintergrund. Gerade in multinationalen Teams oder Organisationen mit komplexen Hierarchien werden diese Aspekte unterschätzt.
Lösung
Ein tiefgehendes Verständnis der Erwartungen und des Einflusses aller relevanten Stakeholder ist notwendig. Das bedeutet, dass über das bloße Erstellen einer Stakeholder-Matrix hinaus regelmäßige Feedback-Runden, transparente Kommunikation und kontinuierliche Anpassungen der Erwartungen erforderlich sind. Jede Entscheidung im Projekt sollte auf ihre Auswirkungen auf die Stakeholder überprüft werden.
2. Änderungen im Geschäftsmodell oder in der Unternehmensstrategie
Unternehmen entwickeln sich ständig weiter, und mit ihnen auch ihre Geschäftsmodelle und Strategien. Ein Projekt, das vor sechs Monaten initiiert wurde, könnte plötzlich nicht mehr zur neuen Unternehmensausrichtung passen. Diese dynamischen Veränderungen werden oft zu spät oder gar nicht in laufende Projekte integriert, was dazu führt, dass die Ergebnisse nicht mehr den aktuellen Zielen entsprechen.
Warum wird es übersehen?
Projektteams arbeiten oft unter enormem Druck, Zeit- und Budgetvorgaben einzuhalten. In diesem Kontext kann es passieren, dass man sich zu stark auf die ursprünglichen Anforderungen konzentriert und die Veränderungen im Unternehmensumfeld nicht ausreichend berücksichtigt. Besonders wenn diese Änderungen subtil und nicht unmittelbar kommuniziert werden, kann das Projektteam sie leicht übersehen.
Lösung
Eine kontinuierliche Überprüfung der Unternehmensstrategie und ihrer Auswirkungen auf das Projekt ist essenziell. Dazu gehört, regelmäßig Rücksprache mit der Geschäftsführung und den strategischen Entscheidern zu halten, um sicherzustellen, dass das Projekt weiterhin relevant bleibt. Flexibilität im Projektplan sollte immer einkalkuliert werden, um auf solche Änderungen adäquat reagieren zu können.
3. Technologische Abhängigkeiten und Integrationen
Die Komplexität moderner Projekte hängt oft mit der Integration verschiedener Technologien und Systeme zusammen. Diese technologische Abhängigkeit kann enorme Auswirkungen auf den Erfolg eines Projekts haben, wenn sie nicht ausreichend berücksichtigt wird. Ob es sich um bestehende Legacy-Systeme oder die Integration neuer Technologien handelt – fehlende Kompatibilität oder unterschätzte Anpassungsaufwände können zu teuren und zeitaufwendigen Problemen führen.
Warum wird es übersehen?
Technologische Anforderungen sind häufig schwer zu spezifizieren, insbesondere wenn das Projektteam nicht tief genug in die technische Architektur involviert ist. Es kann auch vorkommen, dass neue Technologien erst im Laufe des Projekts in die Unternehmensinfrastruktur eingeführt werden, ohne dass das Projektteam dies frühzeitig einbezieht.
Lösung
Es ist wichtig, frühzeitig Technologielandschaften zu analysieren und technologische Abhängigkeiten detailliert zu erfassen. Enge Zusammenarbeit mit IT-Experten und regelmäßige technische Audits während des Projektverlaufs helfen, potenzielle Risiken rechtzeitig zu identifizieren. Eine klare Roadmap für die technologische Integration sowie Testszenarien sollten Bestandteil jedes größeren Projekts sein.

4. Rechtliche und regulatorische Anforderungen
Gerade in internationalen Projekten spielen rechtliche und regulatorische Anforderungen eine entscheidende Rolle. Von Datenschutzbestimmungen (wie der DSGVO) bis hin zu branchenspezifischen Regularien gibt es eine Vielzahl an Vorgaben, die oft übersehen werden, aber gravierende Folgen haben können. Das Nichterfüllen solcher Anforderungen kann zu hohen Geldstrafen oder sogar zum Projektstopp führen.
Warum wird es übersehen?
Rechtliche Anforderungen werden oft als Randthema betrachtet und erst dann thematisiert, wenn sie konkrete Auswirkungen auf das Projekt haben. Hinzu kommt, dass viele Projektteams nicht über die notwendigen rechtlichen Fachkenntnisse verfügen und es versäumen, frühzeitig entsprechende Experten hinzuzuziehen.
Lösung
Es ist ratsam, von Anfang an rechtliche und regulatorische Experten in das Projektteam einzubinden. Diese sollten regelmäßig prüfen, ob das Projekt alle notwendigen Vorgaben erfüllt und potenzielle rechtliche Risiken frühzeitig erkennen. Besonders wichtig ist es, bei Projekten, die in mehreren Ländern operieren, lokale Gesetze zu berücksichtigen.
5. Kultur- und Kommunikationsunterschiede in internationalen Projekten
In einer globalisierten Welt sind Projekte zunehmend international aufgestellt. Teams arbeiten oft über verschiedene Länder und Zeitzonen hinweg zusammen. Dabei wird jedoch häufig unterschätzt, wie unterschiedlich die Arbeitskulturen und Kommunikationsstile sein können. Missverständnisse, unterschiedliche Erwartungen und kulturell bedingte Kommunikationshürden können das Projekt erheblich verlangsamen.
Warum wird es übersehen?
Kulturelle Unterschiede werden oft als „weich“ und daher nicht als kritischer Erfolgsfaktor betrachtet. Besonders wenn das Projektteam davon ausgeht, dass alle Beteiligten über ein ähnliches berufliches Hintergrundwissen verfügen, werden kulturelle Nuancen häufig unterschätzt.
Lösung
Interkulturelles Training und Sensibilisierung für die Unterschiede in Arbeitskulturen können einen großen Beitrag zum Projekterfolg leisten. Es empfiehlt sich, vor Beginn eines internationalen Projekts detaillierte Kommunikationspläne zu erstellen, in denen auch kulturelle Unterschiede berücksichtigt werden. Dies schließt regelmäßige Feedback-Schleifen und eine klare Definition von Verantwortlichkeiten ein.
6. Benutzerfreundlichkeit und Endnutzeranforderungen
Auch wenn viele Projekte technische Innovationen oder organisatorische Verbesserungen zum Ziel haben, wird der Endnutzer oft zu wenig beachtet. Die Tatsache, dass eine Lösung technisch einwandfrei funktioniert, bedeutet nicht zwangsläufig, dass sie auch benutzerfreundlich oder auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Endnutzer abgestimmt ist. Hier kann es zu erheblichen Akzeptanzproblemen kommen, wenn die Anforderungen der Endnutzer nicht von Anfang an berücksichtigt werden.
Warum wird es übersehen?
Oft sind es die technischen Anforderungen oder die Geschäftsziele, die in den Vordergrund gestellt werden. Die tatsächliche Nutzung des Endprodukts durch den Benutzer wird erst in der Testphase oder nach dem Roll-out vollständig bewertet. Das führt dazu, dass notwendige Anpassungen zu spät und mit hohen Kosten verbunden sind.
Lösung
Ein nutzerzentrierter Ansatz sollte integraler Bestandteil jedes Projekts sein. Das bedeutet, dass Endnutzer frühzeitig in den Anforderungsprozess eingebunden werden. Workshops, Interviews oder sogar Prototypen können helfen, die tatsächlichen Bedürfnisse und Erwartungen der Nutzer zu verstehen. Eine kontinuierliche Einbindung der Endnutzer während des gesamten Projektzyklus ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass die entwickelte Lösung nicht nur funktioniert, sondern auch genutzt wird.
7. Wartungs- und Supportanforderungen
Ein oft vernachlässigter Bereich in Projekten sind die Anforderungen an Wartung und Support. Sobald ein System oder eine Lösung live geht, hört das Projekt für viele auf – aber die eigentliche Arbeit beginnt erst. Die Wartung, Weiterentwicklung und Unterstützung eines neuen Systems sind entscheidende Faktoren, die in der Planungsphase oft nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Warum wird es übersehen?
In der Eile, ein Projekt abzuschließen und das System live zu schalten, konzentrieren sich Projektteams oft auf den Go-Live-Termin. Wartungs- und Supportanforderungen werden als nachgelagerte Themen behandelt, was dazu führt, dass notwendige Ressourcen und Prozesse nicht von Anfang an eingeplant werden.
Lösung
Eine klare Wartungsstrategie und Supportpläne sollten frühzeitig entwickelt und in die Projektplanung integriert werden. Dies umfasst sowohl personelle als auch finanzielle Ressourcen, die für den laufenden Betrieb und die Weiterentwicklung der Lösung notwendig sind. Regelmäßige Wartungszyklen und Supportprozesse müssen von Anfang an definiert und im Projektbudget eingeplant werden.
8. Schulungsbedarf und Change Management
Ein weiteres oft unterschätztes Thema ist der Schulungsbedarf und das Change Management. Neue Systeme oder Prozesse erfordern in der Regel, dass Mitarbeitende entsprechend geschult werden. Das Implementieren von Änderungen ohne ausreichende Schulungen kann zu Akzeptanzproblemen und ineffizienter Nutzung führen.
Warum wird es übersehen?
Der Fokus liegt oft auf der technischen Implementierung und der Einhaltung von Zeitplänen. Schulungen und Change Management werden erst dann als notwendig erachtet, wenn es bereits zu Problemen kommt. Dabei ist es entscheidend, dass Mitarbeitende nicht nur verstehen, wie ein neues System funktioniert, sondern auch, warum die Veränderung notwendig ist.
Lösung
Change Management und Schulungsanforderungen sollten von Anfang an in die Projektplanung integriert werden. Dies umfassteine gründliche Analyse, wer geschult werden muss, welche Inhalte vermittelt werden sollen und wie die Schulungen am effektivsten durchgeführt werden können. Ein schrittweiser Ansatz, der das Change Management von Anfang an in den Projektverlauf einbindet, stellt sicher, dass Mitarbeitende die Veränderung akzeptieren und sich schnell mit neuen Prozessen und Systemen vertraut machen. Regelmäßige Feedback-Schleifen nach den Schulungen helfen dabei, mögliche Wissenslücken zu identifizieren und zu schließen.
9. Datenqualität und Migrationsstrategien
Die Qualität der Daten, mit denen ein Projekt arbeitet, ist oft ein unsichtbarer Erfolgsfaktor. Ob es sich um die Migration von Altdaten in ein neues System oder die Erhebung und Verarbeitung neuer Daten handelt – eine mangelhafte Datenqualität kann zu erheblichen Problemen führen. Dies gilt insbesondere in Zeiten von Big Data und datengetriebenen Projekten, wo saubere, strukturierte Daten unerlässlich sind.
Warum wird es übersehen?
Datenmigration und Datenqualität werden häufig als technische Detailfragen betrachtet und daher nicht in die strategische Projektplanung einbezogen. Hinzu kommt, dass viele Projekte die Komplexität der Datensysteme unterschätzen und erst spät bemerken, wie viel Zeit und Ressourcen für die Bereinigung und Migration von Daten notwendig sind.
Lösung
Eine detaillierte Analyse der vorhandenen Daten und deren Qualität sollte frühzeitig im Projekt stattfinden. Es ist wichtig, klare Standards für die Datenmigration zu definieren und sicherzustellen, dass alle beteiligten Systeme kompatibel sind. Datenbereinigung und Qualitätssicherung sollten fester Bestandteil des Projektplans sein, und es sollte ausreichend Zeit für Tests und Anpassungen eingeplant werden.
10. Skalierbarkeit und zukünftige Erweiterungen
In der Anfangsphase eines Projekts liegt der Fokus oft auf der Lösung eines unmittelbaren Problems oder der Erfüllung der aktuellen Anforderungen. Dabei wird jedoch häufig übersehen, dass das Projekt langfristig skalierbar und erweiterbar sein muss. Wenn zukünftige Anforderungen oder mögliche Geschäftserweiterungen nicht berücksichtigt werden, kann dies zu kostspieligen Nacharbeiten führen.
Warum wird es übersehen?
Projekte stehen häufig unter Druck, kurzfristige Ergebnisse zu liefern. In diesem Zusammenhang kann es verlockend sein, Lösungen zu wählen, die nur die aktuellen Bedürfnisse erfüllen, anstatt in skalierbare Architekturen oder Prozesse zu investieren. Dies kann kurzfristig zu Kosteneinsparungen führen, verursacht jedoch langfristig Probleme, wenn das Unternehmen wächst oder sich die Anforderungen ändern.
Lösung
Bereits in der Planungsphase sollte geprüft werden, ob die Lösung zukünftigen Anforderungen gerecht wird. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit mit der Unternehmensführung, um mögliche Wachstumsszenarien zu identifizieren. Technologische Architekturen und Prozesse sollten so gestaltet werden, dass sie flexibel erweiterbar sind. Dabei ist es wichtig, nicht nur an technische, sondern auch an organisatorische Skalierbarkeit zu denken.
11. Nachhaltigkeit und Umweltanforderungen
In Zeiten zunehmenden Umweltbewusstseins spielt die Nachhaltigkeit auch in Projekten eine immer größere Rolle. Oft wird jedoch der ökologische Fußabdruck eines Projekts oder eines Produkts vernachlässigt. Dies betrifft nicht nur die eingesetzten Materialien und Produktionsverfahren, sondern auch den Energieverbrauch und die Recyclingfähigkeit von Lösungen.
Warum wird es übersehen?
Nachhaltigkeit ist oft kein unmittelbares Ziel eines Projekts, insbesondere wenn es um kurzfristige wirtschaftliche Erfolge geht. Die langfristigen Auswirkungen auf die Umwelt oder die Nachhaltigkeit der eingesetzten Technologien werden häufig nicht ausreichend in Betracht gezogen, vor allem, wenn sie auf den ersten Blick keinen direkten Einfluss auf den Projekterfolg haben.
Lösung
Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte sollten von Anfang an Teil des Projektdesigns sein. Das bedeutet, dass bei der Auswahl von Materialien, Technologien und Prozessen stets auch deren Umweltauswirkungen geprüft werden. Es kann sinnvoll sein, externe Nachhaltigkeitsexperten hinzuzuziehen, um sicherzustellen, dass das Projekt umweltfreundliche Standards einhält. Dies kann nicht nur den ökologischen Fußabdruck reduzieren, sondern auch das Image des Unternehmens verbessern.
12. Zeit für Tests und Qualitätskontrolle
Tests und Qualitätskontrollen sind entscheidend für den Erfolg eines Projekts, werden aber oft nicht ausreichend eingeplant. Besonders unter Zeitdruck wird die Testphase häufig verkürzt oder gar übersprungen, was später zu teuren Fehlern führen kann. Dies gilt insbesondere für IT-Projekte, wo unzureichende Tests schwerwiegende Probleme nach dem Go-Live verursachen können.
Warum wird es übersehen?
Der Druck, Projekte innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens abzuschließen, führt oft dazu, dass die Test- und Qualitätskontrollphase als etwas betrachtet wird, das „zur Not“ gekürzt werden kann. Es wird angenommen, dass kleinere Fehler nach dem Go-Live behoben werden können, ohne dass dies größere Auswirkungen hat – ein Trugschluss, der in vielen Projekten zu massiven Verzögerungen und zusätzlichen Kosten geführt hat.
Lösung
Eine gründliche Testphase sollte fester Bestandteil des Projektplans sein und ausreichend Zeit und Ressourcen erhalten. Dabei ist es wichtig, nicht nur funktionale Tests durchzuführen, sondern auch auf Usability, Performance und Sicherheit zu achten. Ein detaillierter Testplan, der alle potenziellen Risikobereiche abdeckt, ist unerlässlich. Zudem sollte sichergestellt werden, dass die Testergebnisse in den Projektfortschritt einfließen und notwendige Anpassungen rechtzeitig vorgenommen werden.
13. Psychologische Sicherheit im Team
Ein Aspekt, der oft übersehen wird, ist das Wohlbefinden und die psychologische Sicherheit im Projektteam. Gerade in stressigen Projektphasen, in denen Deadlines näher rücken und der Druck steigt, kann die Teamdynamik erheblich leiden. Dies führt nicht nur zu geringerer Produktivität, sondern kann auch die Innovationskraft und Problemlösungsfähigkeit des Teams beeinträchtigen.
Warum wird es übersehen?
Das Wohlbefinden des Teams wird oft als weicher Faktor abgetan, der im Vergleich zu harten Zielen wie Terminen und Budgets nicht so wichtig erscheint. In der Praxis zeigen jedoch viele Studien, dass psychologische Sicherheit ein entscheidender Faktor für die Teamleistung und den Projekterfolg ist. Ein Team, das in einer angstfreien Umgebung arbeitet, ist kreativer und effektiver bei der Lösung von Problemen.
Lösung
Es ist wichtig, eine Kultur der Offenheit und des gegenseitigen Vertrauens im Projektteam zu fördern. Regelmäßige Teammeetings, in denen auch auf persönliche Herausforderungen eingegangen wird, können helfen, Spannungen frühzeitig zu erkennen und anzugehen. Führungskräfte sollten aktiv daran arbeiten, ein Umfeld zu schaffen, in dem alle Teammitglieder ihre Meinungen frei äußern können, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Eine gesunde Arbeitsumgebung ist nicht nur gut für die Teamdynamik, sondern trägt auch maßgeblich zum Projekterfolg bei.
14. Dokumentation und Wissenstransfer
Die Bedeutung einer guten Dokumentation wird oft erst dann klar, wenn sie fehlt. Viele Projekte scheitern langfristig nicht an der technischen Umsetzung, sondern an einem unzureichenden Wissenstransfer. Insbesondere in komplexen oder längerfristigen Projekten kann es vorkommen, dass Wissen verloren geht, wenn Schlüsselpersonen das Team verlassen oder sich neue Teammitglieder einarbeiten müssen.
Warum wird es übersehen?
Dokumentation wird häufig als lästige Pflicht angesehen, die am Ende des Projekts erledigt werden kann. Dabei wird übersehen, dass eine lückenhafte Dokumentation zu Verzögerungen, Missverständnissen und einem erhöhten Aufwand für die Einarbeitung neuer Mitarbeitender führen kann. Besonders kritisch wird es, wenn in einer späteren Phase des Projekts wichtige Details nicht mehr nachvollzogen werden können.
Lösung
Die Dokumentation sollte ein fortlaufender Prozess sein, der während des gesamten Projektverlaufs durchgeführt wird. Klare Richtlinien und Standards für die Dokumentation müssen frühzeitig festgelegt und von allen Teammitgliedern eingehalten werden. Zudem sollte der Wissenstransfer zwischen verschiedenen Projektbeteiligten regelmäßig erfolgen, um sicherzustellen, dass das gesamte Team über den aktuellen Stand des Projekts informiert ist. Workshops oder interne Schulungen können den Wissenstransfer unterstützen.
Fazit: Die unterschätzte Kraft der „stillen“ Anforderungen
Die in diesem Blog beschriebenen oft übersehenen Anforderungen zeigen deutlich, dass Projekterfolg weit mehr ist als die Erfüllung technischer Spezifikationen und die Einhaltung von Zeitplänen. Gerade die „stillen“ Anforderungen, die auf den ersten Blick weniger offensichtlich erscheinen, können den Unterschied zwischen einem erfolgreichen und einem gescheiterten Projekt ausmachen.
Als Senior Project Consultant ist es meine Aufgabe, Projekte ganzheitlich zu betrachten und auch jene Aspekte zu berücksichtigen, die nicht sofort ins Auge fallen. Dies erfordert nicht nur Fachwissen, sondern auch eine enge Zusammenarbeit mit den Projektbeteiligten und ein tiefes Verständnis der Unternehmenskultur, der Marktbedingungen und der technologischen Rahmenbedingungen.
Ein erfolgreiches Projekt ist das Ergebnis einer sorgfältigen Planung, die sowohl die offensichtlichen als auch die oft übersehenen Anforderungen in den Fokus rückt. Nur so können Projekte langfristig erfolgreich und nachhaltig gestaltet werden.

Durch die Berücksichtigung dieser oft übersehenen Anforderungen können Projektteams die Wahrscheinlichkeit von unerwarteten Problemen und Verzögerungen erheblich reduzieren. Jedes Projekt ist einzigartig, und es ist entscheidend, sowohl technische als auch „weiche“ Faktoren in den Entscheidungsprozess einzubeziehen, um den maximalen Nutzen für das Unternehmen und seine Stakeholder zu erzielen.